Wie im letzten Bericht bereits erwähnt, fuhren wir am frühen Morgen erneut zu einem nächtlichen Theyyam, ca. 80 km von unserem Standort entfernt.
Innerhalb des Tempelbezirkes bereitete sich bei unserer Ankunft bereits ein Teilnehmer mit einem religiösen Ritual auf seinen Einsatz vor, bevor er von mehreren Anderen eingekleidet wurde. Besonders sorgfältig wurden alle Körperteile geschützt mittels Fasern, welche wie „Baströckchen“ in mehreren Lagen um den Körper gelegt wurden. Wie wir ja bereits gestern gesehen hatten, war dieses Material sehr gut gegen Entflammen geschützt, lediglich ein Glimmen hatten wir beobachten können.
Lage um Lage wurde um den Körper gelegt, die Hände und Arme wurden geschützt, im Gesicht kam eine Maske zum Einsatz.
Bereits bei unserer Ankunft hatten wir ein großes Feuer auf dem Festgelände gesehen, welches von mehreren Männern mit dicken Holzstücken angeheizt wurde. Wir wurden bei Eintreffen zum Tee Chai eingeladen, einem Tee, der statt mit Wasser mit Milch aufgegossen und mit Zucker gesüsst wird. Anfangs noch ungewohnt, trinke ich Chai inzwischen sehr gerne. Zum Tee gereicht wurden kleine Bananen, reif, süss und sehr aromatisch.
Dann war es soweit:
Der Darsteller war zuEnde kostümiert, das Trommeln begann und eine lange Zeremonie innerhalb des Tempelbezirks, unter Einsatz von viel Feuer und Funken begann.
Draussen wurden zwischenzeitlich die größeren Stücke Holz aus dem Feuer gezogen und daneben aufgeschichtet, sodass im Hauptfeuer nur noch kleinere Stücke glühende „Kohle“ verblieben, während daneben die Flammen weiterhin loderten.
Wir suchten uns mit den Kameras einen Platz am Feuer in Blickrichtung Tempel, bekamen unmittelbar von einigen Jugendlichen Stühle gebracht und wurden aufgefordert, uns zu setzen.
Immer mehr schwoll die Musik an, die Trommeln schlugen einen schnelleren Rhythmus und der Darsteller kam zum glühenden Feuer, umrundete, tanzte und … legte sich mit dem Rücken auf die Glut. Ca. 3 Minuten blieb er hier liegen, winkte den Umstehenden zu und machte es sich im Feuer gemütlich. Jetzt war auch klar, wofür die ganzen Schutzmaßnahmen dienten.
Nachdem der Theyyam wieder aus dem Feuer gezogen war, tanzte er im Kreis, sprach mit den Anwesenden, lachte und warf sich dann reihum immer wieder in die Glut, zwischendurch aber auch in die offenen Flammen. Es ist sehr schwer, die Ereignisse zu schildern und auch die Bilder geben nur einen schwachen Eindruck von der Intensität dieser Zeremonie.
Nach dem Mittagessen ging es zu einer kleinen Schule, wo wir mit den Lehrern und Schülern sprechen und auch – nach Einverständnis der Eltern – fotografieren durften. In der Grundschule sind die Kinder hier in Indien bereits ab dem 4. Jahr bis sie 10 Jahre alt sind.
Wir wurden sehr herzlich empfangen und nach anfänglicher Scheu liessen sich die Kinder gerne otografieren. Selbstverständlich stand am Ende unseres Besuches wieder das obligatorische Gruppenfoto.
Unser anschliessender Besuch in einer Weberei führte uns über 100 Jahre zurück. Hier wird Baumwolle verarbeitet. Vom Waschen in großen, holzbefeuerte Kesseln, über das Färben, das Aufdrehen auf Spindeln bis zum Weben konnten wir die Arbeitsschritte beobachten. Alles wurde in reiner Handarbeit durchgeführt. Die mechanischen Webstühle im Hauptgebäude stammten offensichtlich noch aus der Kolonialzeit. Mit Füssen und änden wurde gearbeitet, der ganze Webstuhl zitterte. In einem Neubau daneben waren neue Webstühle zu sehen – auch diese in rein mechanischer Ausführung, praktisch unverändert, lediglich aus neuem Holz gebaut !
Ich wünsche Euch allen in schönes Wochenende
Bernd