Mann, was für ein intensiver Tag gestern !
Am sehr frühen Morgen sind wir zu unserem ersten Theyyam gestartet. Das ist ein hinduistisches Ritualtheater, welches zumeist bei Tempeln stattfindet, verbunden mit einem Fest der ganzen Dorfbevölkerung
Es gibt über 400 Formen, welchen jeweils Figuren, Musik und Rituale in unterschiedlicher Form zugeordnet sind.
Die Darsteller werden jeweils aufwendig geschminkt und kostümiert und es ist zumeist Feuer im Spiel. So sind die Darbietungen in den Nachtstunden besonders spektakulär. Insgesamt finden während der Festsaison über 1.000 Veranstaltungen in den verschiedenen Dörfern statt und während ich jetzt diese Zeilen schreibe, sitzen wir bereits wieder im Bus zu einem Theyyam – es ist jetzt Freitag früh um 01:45 h, wir werden gegen 03:30 h vor Ort sein.
Doch zuerst einige Eindrücke von gestern:
Als wir am frühen Morgen eintrafen, wurden bereits die Darsteller geschminkt und eingekleidet. Der Platz rund um den Tempel war geschmückt, in einer Ecke wurde über offenem Feuer in einem großen Kochtopf für die Besucher gekocht.
Das Spektakel mit Feuer, Trommeln, Gesang und den rituellen Abläufen war ausgesprochen fesselnd und dauerte bis zum Morgengrauen. Auf dem Rückweg schauten wir noch in einem anderen Dorf vorbei, wo an diesem Tag ebenfalls ein Theyyam stattfand. Hier waren es zwei Charaktere, welche vertreten waren. Den ersten mit den Feuerbällen an der Hüfte und den Kerzen auf der Kopfbedeckung kannten wir bereits, bei der zweiten Verkörperung handelte es sich um einen wesentlich ruhigeren Charakter, der die Anwesenden segnete.
Nach unserer Rückkehr und Zeit zum Ruhen, Bilder herunterladen und Laden der Akkus ging es am frühen Nachmittag zu einem leerstehenden Gebäude mitten im Dschungel, wo Pradeep, unser indischer Reiseleiter, eine Aufführung von Kampfkunst namens Kalarippayat für uns organisiert hat. Es handelt sich hierbei um eine alte südindische Kampfkunst, welche noch heute in Kerala praktiziert wird. Da die Sonne anfangs noch zu hoch für angenehmes Licht stand, wurden die dort anwesenden Jungs aus der Nachbarschaft im Schatten zum Portraitshooting genutzt.
Während der Aufführung trafen immer mehr Menschen aus der Nachbarschaft ein, welche durch das Spektakel angelockt wurden, in uns Objekte für deren beliebte Selfies sahen und ebenfalls gerne posierten – vom kleinen Kind bis zur 82jährigen Grossmutter. Es war eine unvorstellbare Stimmung und zum Abschluss stellten sich noch alle zu Gruppenfotos auf.
Auf eine weitere abendliche Vorführung von Kalarippayat auf der Bühne verzichteten wir zugunsten eines ruhigen, ausgedehnten und wieder köstlichen Abendessens und der Gelegenheit, vor der nächtlichen Abfahrt zu einer Portion Schlaf zu kommen.
Nachdem dieser Beitrag erst am Freitag nachmittag veröffentlicht wird, kann ich Euch jetzt schon versprechen, dass es beim nächsten Theyyam nochmals spektakulärer wurde.
Grüsse in die Heimat
Bernd